Mein Weg zur Homöopathie

Im ersten Jahr meines Medizinstudiums im Jahr 1976 besuchte ich die Ringvorlesung von Prof. Dorcsi an der Polyklinik. Es war die erste Möglichkeit für Medizinstudenten, Live-Anamnesen beizuwohnen. Dass Homöopathie etwas Besonderes, nämlich prinzipiell Anderes, sein sollte als die übrigen klinischen Fächer, habe ich damals noch nicht geahnt! Ich wollte mir viel Zeit für jeden einzelnen Patienten nehmen. Ursprünglich wollte ich Fachärztin für Kinderheilkunde werden.

Als ich im Karenzjahr nach der Geburt meines 2. Kindes Hermann einen Babymassagekurs besuchte, kamen wir dort auf Homöopathie zu sprechen. Kurz darauf führte mich eine Einladung zu Arbeitskreisen zum Thema „Medizin und Gesundheit 2000“ in eine Veranstaltung mit Prof. Dorsci und seinen Schülern. Die Aussage von Helga Lesigang: „Wir Homöopathen können Konstitutionstherapie machen, das können die anderen nicht!“ imponierte mir. Von nun an widmete ich mich jeden Abend, nachdem meine beiden Kinder eingeschlafen waren, dem Studium der Homöopathie. Mein Mann als engagierter Informatiker der ersten Stunde verbrachte seine gesamte Freizeit am Computer. So war für mich die Homöopathie mit ihren dicken Büchern genau das Richtige, um ein ebenso großes und anspruchsvolles Studium betreiben zu können. Mein erstes Buch war „Handbuch der Homöopathie“ von Prof Dorcsi.

Bald besuchte ich die 3 Badener Kurse und die Gratis-Lehrambulanz der ÖGHM in der Mariahilferstraße und die Vorlesung von Peter König. Während meines 2. Badener Kurses, den Helga Lesigang unterrichtet hat, feierte Prof. Dorsci, mit uns seinen 70. Geburtstag.

In meiner Turnuszeit im Preyer´schen Kinderspital traf ich auf Franz Swoboda, der dort zur selben Zeit mit einer homöopathischen Kinderambulanz begann. Er wurde mein  Vorbild. Beim Dabeisitzen lernte ich die empathische Atmosphäre während eines homöopathischen Gespräches kennen. Damals, 1988/89 las ich die „Theorie der Homöopathie“ von Kent und „The Spirit of Homeopathy“ von Sankaran.

 1990 wurde ich sehr schwer krank. Das war eine echte Krise. 1991 wurde ich Schulärztin. Meinen Wunsch, Homöopathin zu werden, verfolgte ich weiterhin.

1997 mit 40 Jahren, als mein 3. Kind 7 war, meldete ich meine eigene homöopathische Privatpraxis innerhalb unseres Hauses an! Homöopathin stellte sich als der spannendste Beruf heraus, den man sich vorstellen kann! Diese intensive Begegnung mit dem Leben eines anderen Menschen!  Gespräche, die viel tiefer gehen als die normale Alltagskonversation. Auch heute möchte ich keinen anderen Beruf haben! Auch wenn es viele Opfer gekostet hat, habe ich es niemals bereut, denn jeder Patient, auch wenn er oberflächlich unscheinbar erscheint, erweist sich als faszinierendes Universum! Ich hatte meinen Traumberuf gefunden! Daneben hatte ich Werkverträge in Beratungsstellen, wo ich auch Homöopathie anwendete. In meiner Ordination in Rodaun fanden unzählige Arbeitskreistreffen statt.

Sehr gerne wollte ich auch Homöopathie unterrichten. Damit ich entdeckt werde, begann ich nach dem Vorbild von Fritz Dellmour, Buchrezensionen für die HIÖ zu schreiben. 2003 entdeckte mich Susanne Stöckl-Gibs und fragte mich, ob ich mich um die Bibliothek der ÖGHM kümmern wollte. Ich sagte begeistert zu.

Im November 2003 ging es nach Brüssel zum ECH-meeting, wo ich die notwendigen internationalen Kontakte knüpfte. So lernte ich das Subcomittee Documentation kennen.   Dort referierte ich im 47.Stockwerk eines Wolkenkratzers mit Glaswänden in englischer Sprache über die ÖGHM-Bibliothek. Ich erzählte, dass wir in der ÖGHM ein Exemplar der ersten Auflage des Organons haben und auch alte Zeitschriften, die auch zu Büchern gebunden waren, sogar das Stapf´sche Archiv aus der Anfangszeit der Homöopathie.  

Wir, das Subcomittee Documentation, sind eine höchst inhomogene Gruppe. Die einen kommen in Vertretung einer homöopathischen Gesellschaft, die anderen für eine homöopathische Arzneimittelfirma, weitere mit ihrer eigenen privaten Bibliothek. Wir haben ein großes Netzwerk gegründet, indem wir über e-mails verbunden sind. Wenn eine Anfrage nach einem Buch oder Artikel kommt, bekommen wir alle diese Anfrage, und wer von uns das Werk hat, meldet sich. Außerdem tauschen wir Bücher, falls jemand in seiner Bibliothek zufällig mehr als ein Exemplar eines bestimmten Buches hat. Wir erstellten einen mehrsprachigen Thesaurus, um Bücher beschlagworten zu können.

Im Sommer 2004 ordnete ich die Bücher nach Themengebieten in Farbcodes. Bücher Einkaufen, Beschlagworten und Kurzrezensionen  verfassen ist meine Tätigkeit. Ich schaue, dass ich mir circa einmal monatlich neben Praxis, Schule und Familie  Zeit für die Bibliothek freischaufle.

Meine ECH-Tätigkeit führte mich nach Hamburg, London, Karlsruhe, Ghent und Brügge. 2008 war ich in Wien Gastgeberin eines Meetings. Heuer im November kommt das gesamte ECH mit seinen verschiedenen internationalen Arbeitsgruppen wieder nach Wien. Es wird sowohl Arbeitskreise als auch einen großen Kongress geben.

Meine persönlichen Lieblingsbücher, die ich zum Behandeln mitnehme, sind: MM von Phatak (englische Version), Synoptik Key von Boger aus dem Ahlbrecht-Verlag und Kent´sches Repertorium im Taschenbuchformat aus dem Narayana-Verlag. Als homöopathische Bettlektüre empfehle ich Nash (Haug) und Wissmut (Karl Josef Müller) Zum Vorbereiten eines Vortrags schätze ich „Prisma“ von Vermeulen und die schönen großen Bücher „Homöotanik“ von Vornarburg. Um die Nase vorne zu haben, die Werke von Jan Scholten und den Joshis. In meiner Ordination arbeite ich neuerdings mit dem Computerprogramm „Complete Dynamics“ und vorher mit „Radar“ und natürlich vielen anderen Büchern mehr.